SWOT-Analyse für Onlineshops (mit Beispiel)
Was sind eigentlich die Stärken meines Onlineshops? Und welche Gefahren drohen ihm von Seiten der Konkurrenz? Diese und weitere Fragen lassen sich mit Hilfe einer SWOT-Analyse beantworten. Wir zeigen Ihnen, wie Sie diese Methode nutzen und so Ihren Shop zukunftssicher machen.
Am Anfang jedes Onlineshops steht eine Idee. Sobald es jedoch konkreter wird, sollte man sich als angehender Onlinehändler eingehend mit den Stärken und Schwächen seines Shops und dessen Geschäftsmodells beschäftigen. Ein bewährtes Instrument hierfür ist die SWOT-Analyse, mit der man sein Geschäft besser verstehen lernt. Die SWOT-Analyse eignet sich sowohl für bereits bestehende Shops als auch zur Prüfung und Analyse neuer Geschäftsideen.
In unserem Artikel erfahren Sie alles, was Sie dazu wissen sollten. Außerdem zeigen wir Ihnen an einem Beispiel, wie eine SWOT-Analyse aussehen kann.
Wofür steht SWOT?
SWOT ist eine Abkürzung für die vier Aspekte, die im Rahmen dieser Methode analysiert werden:
- Strengths (Stärken)
- Weaknesses (Schwächen)
- Opportunities (Chancen)
- Threats (Risiken)
Bei den Stärken und Schwächen geht es immer um interne Faktoren, bei den Chancen und Risiken um externe. Stärken und Schwächen liegen also in Ihrem Shop selbst begründet. Das Umfeld und die Konkurrenz spielen dabei keine Rolle. Bei den externen Faktoren Chancen und Risiken handelt es sich hingegen um die Umweltanalyse – Sie beziehen also auch Ihre Wettbewerber, den Markt und die Zielgruppe in die Analyse mit ein.
Während sich die Stärken und Schwächen mit dem Ist-Zustand Ihres Shops befassen, geht es bei Chancen und Risiken um einen Blick in die Zukunft: Wie könnten sich Ihr Shop und sein Geschäftsmodell zukünftig entwickeln?
Was bringt mir eine SWOT-Analyse?
In erster Linie hilft Ihnen die SWOT-Analyse, Ihren Shop und das Umfeld besser zu verstehen. Wahrscheinlich stoßen Sie auch auf positive oder negative Teilaspekte Ihres Geschäfts, über die Sie sich vorher noch nicht bewusst waren.
Auch wenn Sie Ihren Shop noch nicht eröffnet haben, lohnt es sich, eine SWOT-Analyse durchzuführen und so das Potenzial Ihrer Geschäftsidee zu durchleuchten.
Besonders nützlich ist die SWOT-Analyse außerdem für strategische Überlegungen. Sie sind den Schwächen und Risiken ja nicht hilflos ausgeliefert, sondern können gegensteuern.
Hierbei wird zwischen vier verschiedenen Arten von Strategien unterschieden:
- Stärken / Chancen: Wie können Sie Ihre Stärken einsetzen, um Chancen zu nutzen?
- Stärken / Risiken: Wie lassen sich die Risiken durch Ihre Stärken minimieren oder sogar beseitigen?
- Schwächen / Chancen: Welche Schwächen müssen Sie minimieren, um Chancen nutzen zu können?
- Schwächen / Risiken: Welche Schwächen müssen Sie minimieren, um den Risiken trotzen zu können?
Leitfragen für die SWOT-Analyse
Hier einige Leitfragen, die Ihnen bei der Identifikation von Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken helfen können.
Stärken
- Warum glauben Sie, dass gerade Sie mit Ihrem Shop Erfolg haben werden?
- Was sind Ihre persönlichen Stärken und Vorkenntnisse, die Ihnen beim Betreiben des Shops weiterhelfen können?
- Besitzen Sie im Fachgebiet Ihres Shops besonderes Know-how?
- Haben Sie gute Kontakte zu einflussreichen Personen in Ihrer Zielgruppe?
- Haben Sie ein kompetentes Team hinter sich?
- Verfügen Sie über Startkapital?
- Hat Ihr Shop ein besonderes Alleinstellungsmerkmal?
- Betreiben Sie vielleicht schon einen erfolgreichen Onlineshop oder ein Ladengeschäft?
- Haben Sie / Ihr Shop bereits ein positives Image in der Zielgruppe?
- Erzielen Ihre Produkte gute Margen?
- Haben Sie bereits Stammkunden?
- Welche Herausforderungen haben Sie in der Vergangenheit erfolgreich gemeistert?
- Kennen Sie Ihre Zielgruppe genau?
- Haben Sie bereits eine etablierte Marke?
- Verkaufen Sie Produkte, die es nirgendwo sonst gibt?
- Gibt es schon potenzielle Marketingkanäle, die Sie nutzen können? Zum Beispiel eine eigene Facebook-Gruppe oder einen Newsletter?
Schwächen
- Welche Schwächen Ihres Shops/Produkts/Geschäftsmodell fallen Ihnen als erstes ein?
- Gibt es Bereiche, in denen Sie erst wenig Kenntnisse haben?
- Was für Fehler haben Sie in der Vergangenheit gemacht, ohne die Sie jetzt besser dastehen würden?
- Welche Schwächen hat Ihr Team?
- Gab es in der Vergangenheit unzufriedene Kunden? Wenn ja: Worüber haben sich diese beschwert?
- Stagniert Ihr Umsatz?
- Tragen Ihre Kunden manchmal Wünsche an Sie heran, die Sie nicht erfüllen können?
Chancen
- Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial?
- Von welchen Trends und Marktentwicklungen können Sie profitieren?
- Wie sieht das Zukunftspotenzial Ihrer Geschäftsidee aus?
- Gibt es eine Marktlücke, die Sie bedienen können?
- Können Sie neue Zielgruppen erschließen?
- Können Sie Ihre Produkte international verkaufen?
- Haben Ihre Mitbewerber Schwächen, die Sie ausnutzen können?
- Können Sie mit neuen Partnern zusammenarbeiten und so Ihre Position stärken?
- Wie entwickelt sich der Markt allgemein?
- Durch welche Maßnahmen könnten Sie Ihren Umsatz steigern?
- Wie könnten Sie Ihren Gewinn erhöhen? Wo gibt es zum Beispiel Einsparpotenzial?
Risiken
- Was sehen Sie als größte Gefahr für Ihr Geschäft?
- Was hindert Sie daran, mehr Umsatz zu machen?
- Gibt es dominante, bereits etablierte Mitbewerber?
- Haben Ihre Mitbewerber entscheidende Vorteile?
- Gibt es Firmen, die momentan noch nicht Mitbewerber sind, aber in Ihren Markt einsteigen könnten?
- Gibt es gesetzliche oder kulturelle Entwicklungen, die negativen Einfluss auf Ihr Geschäft haben könnten?
- Besteht die Gefahr, dass Ihre Produkte bald „out“ sein könnten und sich nicht mehr verkaufen lassen?
- Sind Sie abhängig von Lieferanten, die die Preise erhöhen könnten?
Tipps fürs Anfertigen einer SWOT-Analyse
- Recherche hilft: Um die externen Faktoren einschätzen zu können, sollten Sie sich mit Ihren Mitbewerbern, der Zielgruppe, dem Markt und aufkommenden Trends auseinandersetzen.
- Machen Sie ein Brainstorming: Nehmen Sie sich einen Zettel und notieren Sie darauf alle Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken, die Ihnen durch den Kopf gehen. Nutzen Sie dazu die Leitfragen im vorigen Abschnitt dieses Artikels als Anregung.
- Lassen Sie sich helfen. Allgemein gilt ja für Brainstormings: Je mehr Teilnehmer, desto vielfältiger die Ideen. Das ist beim Anfertigen einer SWOT-Analyse nicht anders. Bitten Sie also Freunde oder Kollegen, mitzumachen. Besonders gut ist es, wenn die anderen Brainstorming-Teilnehmer Ihr Produkt/Ihren Shop/die Zielgruppe bereits kennen.
- Schonungslos ehrlich sein. Die Teilnehmer des Brainstormings sollten kein Blatt vor den Mund nehmen und ehrlich Ihre Meinung sagen. Manchmal ist es hart, der Realität ins Auge zu sehen und die Schwächen und Risiken der eigenen Geschäftsidee aufgezeigt zu bekommen. Aber nur so entfaltet die SWOT-Analyse ihr volles Potenzial.
- Nichts ist zu unwichtig. Ermutigen Sie die anderen Teilnehmer (und sich selbst!), alles aufzuschreiben, was ihnen durch den Kopf geht. Keine Idee ist zu unwichtig oder trivial. Später können Sie immer noch irrelevante oder falsche Punkte streichen.
- Keine Diskussionen. Wenn Sie das Brainstorming nicht alleine machen, verspüren Sie währenddessen vielleicht den Drang, mit den anderen Teilnehmern über einzelne Punkte zu diskutieren. Heben Sie sich auch das besser für später auf.
- Später ergänzen. Wahrscheinlich werden Ihnen in den Tagen nach dem Brainstorming weitere Punkte einfallen. Notieren Sie diese dann nachträglich.
- Regelmäßig wiederholen. Die SWOT-Analyse bietet Ihnen einen guten Überblick über den Stand der Dinge und zukünftige Entwicklungen. Doch in einem Jahr sieht die Situation vielleicht ganz anders aus. Deshalb ist es sinnvoll, Ihre SWOT-Analyse von Zeit zu Zeit zu aktualisieren.
Beispiel für eine SWOT-Analyse
Im Rahmen unseres Artikels über Ideen für Onlineshops haben wir bereits festgestellt, dass das Thema Virtual Reality (VR) momentan eine extrem spannende Nische für Onlinehändler ist. In unserem fiktiven Onlineshop wollen wir deshalb Aufkleber für VR-Brillen verkaufen.
Viele Menschen bekleben ihren Laptop mit mehr oder weniger originellen Aufklebern. So individualisieren sie ihren Computer und zeigen ihre persönliche Note. Auch manche Besitzer von VR-Brillen möchten diese mit Aufklebern verschönern. Weil die Brille einen großen Teil des Gesichts verdeckt, eignen sich hier besonders Aufkleber, die Augen oder Teile eines anderen Gesichts zeigen. Wie das aussehen kann, sehen Sie hier.
Im Folgenden finden Sie unsere (unvollständige) SWOT-Analyse dieser Geschäftsidee.
Stärken
- Die Herstellungskosten pro Aufkleber liegen bei ca. einem Euro. Wenn man einen ähnlich hohen Kaufpreis wie typische Macbook-Aufkleber ansetzt (ca. 10 Euro), hätte man also eine sehr hohe Marge von 900%.
- Die geringen Herstellungskosten sorgen dafür, dass man für die Produktion der ersten Aufkleber kein nennenswertes Startkapital benötigt.
- Es ist für Nutzer schwer, selbst solche Aufkleber herzustellen: Im Gegensatz zu Laptop-Aufklebern müssen VR-Aufkleber eine sehr spezielle Form und Größe haben, damit sie genau auf die Brille passen. Deshalb ist also die Gefahr gering, dass die Nutzer ihre eigenen Aufkleber anfertigen werden.
- Das Produkt lässt sich sehr einfach per Brief versenden. Die Versandkosten sind gering.
- Die Lagerkosten sind sehr niedrig. Tausende von Aufklebern lassen sich auf kleinem Raum aufbewahren.
- Das Design der Aufkleber können Nutzer von Fiverr übernehmen. Für 25 Euro erhält man dort bereits ein professionelles, individuelles Design, das sich tausendfach verkaufen lässt.
Schwächen
- Bei Macbook-Aufklebern geht es oft um Selbstdarstellung. VR-Brillen trägt man jedoch eher zu Hause, wo nur wenige Leute die Aufkleber sehen würden.
- Besonderes Potenzial hätten Aufkleber, die das Gesicht von bekannten Figuren wie beispielsweise Hulk oder Batman zeigen. Hierfür bräuchte man jedoch die entsprechenden Lizenzen.
- Bei manchen VR-Brillen würden die Aufkleber wichtige Sensoren verdecken.
- Auf einen Laptop passen mehrere Aufkleber gleichzeitig. Verkauft man großformatige Sticker für VR-Brillen, würde man wahrscheinlich immer nur einen einzigen Aufkleber pro Kunde verkaufen.
- Selbst wenn sich VR auf breiter Basis durchsetzt, wird es wohl nur wenige Haushalte mit mehr als einer VR-Brille geben.
- Das Produkt ist mit ca. 10 Euro recht niedrigpreisig. Deshalb müsste man viele davon verkaufen, um großen Umsatz zu erzielen.
Chancen
- Momentan gibt es noch keinen Onlineshop für VR-Brillen-Aufkleber. Man könnte diese Nische also als erstes besetzen.
- Man hätte man auch in Bezug auf SEO einen Vorsprung vor eventuellen Mitbewerbern.
- Die Zielgruppe ist extrem online-affin und lässt sich gut durch Online-Marketing-Maßnahmen ansprechen.
- Early Adopter lassen sich bereits jetzt durch Kanäle wie Reddit oder einschlägige VR-Websites ansprechen.
- Die Sticker lassen sich weltweit online verkaufen.
Risiken
- Falls es einen Bedarf für dieses Produkt gibt, könnten andere Firmen auf den Zug aufspringen und auch Aufkleber verkaufen – zum Beispiel die VR-Brillen-Hersteller selbst.
- Konsolenhersteller bieten immer wieder Sondereditionen an, zum Beispiel im Batman- oder Star-Wars-Look. Die VR-Brillen-Hersteller könnten diese Idee übernehmen und so die Aufkleber überflüssig machen.
- Möglicherweise setzt sich VR nicht auf breiter Front durch
- Der von uns auf 10 Euro geschätzte Verkaufspreis könnte von anderen Anbietern unterboten werden.
Es zeigt sich also: Unsere Produktidee hat definitiv Potenzial, weist aber auch einige Schwächen und Risiken auf.
Haben Sie bereits eine SWOT-Analyse für Ihren Shop durchgeführt? Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Bitte lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen!
Fotocredits: „To muito gato! Heeheh“ by Edilson Osorio Junior is licensed under CC BY 2.0
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